18.03.11

Zwei Kurztrips nach Weimar


Als wir dann unseren gemeinsamen Urlaub im Hotel „dummes Huhn“ planten, erinnerten wir uns daran und setzten es auf unsere Agenda. Dass wir aber schließlich direkt an meinem Geburtstag losdüsten, war schlicht das Ergebnis einer völlig spontanen Laune. Irgendwie stand an diesem Nachmittag nichts an, ich hatte nicht wirklich Lust, nur auf Anrufe zu warten und wollte etwas unternehmen und ehe wir uns versahen, waren wir auch schon auf der Autobahn in Richtung Thüringen.

Nachdem Blue sich zuerst unser Schulungszentrum angesehen hatte, parkten wir in der Innenstadt in der Nähe des Goethehauses und bummelten dann gemütlich durch die Schillerstraße. Blue war begeistert von den vielen schönen alten Häusern, die die Fußgängerzone und den Markt flankierten. Obwohl das Wetter nicht all zu einladend war, konnten wir einem Straßenmusiker lauschen, der unter anderem italienische Lieder in russischer Sprache sang. Ich ärgerte mich dabei sehr, dass ich mein Aufnahmegerät nicht am Mann hatte, denn das klang schon wirklich witzig und wäre definitiv ein akustisches Photo wert gewesen.

Aber noch schmerzlicher vermisste ich mein Mikrofon dann bei unserem Besuch in einem Laden, der ein sehr exquisites Angebot an Steinen und Fossilien aus aller Welt führt. Als wir eintraten, wurden wir von der äußerst gesprächigen Verkäuferin nämlich erst einmal mit Hermann bekannt gemacht, der hauseigenen Riesenkakalake. Und wir wurden darüber aufgeklärt, dass jeweils vier von diesen possierlichen Tierchen in einer Thüringer Roster verarbeitet werden und dass allein darin das Geheimnis liegt, warum jene weltberühmten Würstchen so  unglaublich knackig sind. J Es war ein tolles Erlebnis, Hermann dann auf der Hand zu halten. Später konnte ich auf die gleiche Weise auch noch eine besondere Heuschrecke betrachten, das war unheimlich spannend. Absolut faszinierend war natürlich auch, die ganz verschiedenen Steine und Fossilien zu ertasten. Die Verkäuferin wusste wirklich sehr viel über die Exponate in ihrem Laden zu erzählen und man konnte deutlich spüren, dass sie ihren Beruf mit ganzer Seele ausübte.

Wir bummelten dann noch ein Weilchen weiter, wärmten uns in einem sehr schönen Kaffee am Frauentor noch ein Bisschen auf und fanden es fast ein wenig traurig, dann schon wieder aufbrechen zu müssen, da wir am Abend noch ein Treffen mit einem Freund geplant hatten. Wir verließen Weimar voller schöner Eindrücke.

Blue war wirklich begeistert von dem Städtchen und so schlug sie zu Hause vor, einfach noch einmal mit mehr Zeit hinzufahren. Sie wollte unbedingt Hermann noch einmal sehen. Ich war auch nicht wirklich abgeneigt, zumal mein Plan, uns in Weimar mit einer Freundin zu treffen und uns von ihr das wohl beste Tiramisu, das es gibt, zeigen zu lassen, aufgrund unserer Spontanaktion nicht hatte umgesetzt werden können. Also luden wir uns einige Tage später noch eine ehemalige Kollegin von mir mit ins Auto, die mich ebenfalls einmal zu einer Schulung begleitet hatte und nicht ins Städtele gekommen war, und machten uns erneut in Richtung Weimar auf. Mit meiner Freundin hatten wir uns vor dem Eingang des Goethehauses verabredet. Aber meine beiden sehenden Begleiterinnen wussten zuerst nicht wirklich, in welche Richtung wir uns vom Parkhaus aus begeben sollten. „Ich weiß nur, dass es gelb angestrichen ist.“, meinte Blue sinnend. Nachdem wir eine Weile gelaufen waren, reichte es meiner ehemaligen Kollegin: „Ich frage jetzt einfach!“ Entschlossen lief sie über die Straße, um Passanten anzusprechen, als Blue aufseufzte: „Ich glaube, es liegt direkt hinter uns.“

Nun, da wir wussten, wo unser Treffpunkt sein würde, hatten wir noch ein wenig Zeit und bummelten zu dritt durch die Fußgängerzone. Und obwohl das Wetter an jenem Tag noch mehr zu wünschen übrig ließ, hatten wir wieder das Glück, auf Straßenmusiker zu treffen - dieses Mal zwei Maultrommelspieler. Natürlich war ich nun nicht ohne mein Aufnahmegerät unterwegs, sodass ich ihre Klänge einfangen konnte. J

Das Tiramisu, das wir dann zusammen mit Sandra, meiner Thüringer Freundin, genossen, war wirklich ein Feuerwerk für die Geschmacksnerven. Wir hatten viel Spaß zusammen und es dauerte nicht lange, bis zumindest Sandra und ich ein Lied nach dem anderen anstimmten. „Du musst unbedingt noch mal im Sommer herkommen, dann setzen wir uns auf die Schillerstraße.“, meinte sie dazu nur und wir haben herzlich zusammen gelacht.

Leider schlug, was meine weiteren Aufnahmehoffnungen betraf, Murphy voll zu. Hermann hatte an diesem Tage keinen Ausgang und die lebhafte Verkäuferin keinen Dienst. Aber vielleicht ergibt sich irgendwann noch einmal die Gelegenheit für mich, akustisch den Beweis für das Geheimnis der Thüringer Roster festzuhalten. J

Den Abend verbrachten wir dann würfelnderweise im „Kaffee Resi“, welches uns ebenfalls von Sandra empfohlen worden war. Es war wirklich schön dort, wir genossen die Atmosphäre und die leckeren Gerichte aus der Region. Ein richtig schöner Abschluss für einen super gelungenen Tag.

Natürlich muss ich an dieser Stelle sagen, dass wir wohl definitiv nicht zu den typischen Weimar-Besuchern gehören. IM Grunde kann man in dieser Stadt auf Schritt und Tritt deutsche Geschichte spüren, sich mit Poesie und Politik auseinandersetzen, Kunst, Kultur, Architektur bestaunen und erleben. Von all dem ist in diesem kleinen Bericht nichts zu lesen und es könnte anmuten, als hätten diese Erlebnisse, die hier beschrieben sind, überall stattfinden können. Aber ich bin ein Mensch, der eher der heutigen Atmosphäre an einem Ort nachspürt, als sich der Vergangenheit intensiv zu widmen. Und so habe ich Weimar als eine sehr pulsierende Stadt erlebt, die ich mit einer ganz besonderen Stimmung verbinde – schwer zu beschreiben. Aber ich glaube, ich muss auf jeden Fall wirklich noch einmal hinfahren, wenn das Wetter noch mehr Leben auf die Straße treibt. J Wiederholungstat also keineswegs ausgeschlossen!

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