15.11.11

„Wir haben nichts zu tun, als nichts zu tun!“ -Von einem ganz besonderen Sinneserlebnis

Ich liege einfach nur da, mit geschlossenen Augen,  und es fühlt sich an, als würde ich schweben. So muss sich Schwererlosigkeit anfühlen, denke ich mir noch. Aber eigentlich ist diese Empfindung nur eine Nebensache und der daraus resultierende Gedanke folglich sehr flüchtig. Etwas Anderes zieht meine ganze Aufmerksamkeit auf sich – es ist der Klang. Die Musik ist nicht besonders laut, dafür scheint sie aber von überall her zu kommen und mich förmlich körperlich zu durchströmen. Ich weiß nicht wie, aber irgendwie füllt sie alle meine wie auch immer gearteten inneren Hohlräume komplett aus… Obwohl mir die Stücke, die ich höre, bekannt sind, fühlt es sich an, als sei ich in eine ganz andere Welt eingetaucht, eine Sphäre irgendwo zwischen innen und Außen, Zeit und Raum…

Nein, es ist nicht die Wirkung irgendeiner bewusstseinserweiternden Droge, von der ich hier erzähle. Das soeben Beschriebene waren meine Empfindungen, die ich letztes Wochenende bei „Klassik unter Wasser“ erlebt habe. Diese Veranstaltung findet jeweils freitags ab 21:30 Uhr in der Toskana-Therme im Thüringischen Bad Sulza statt. Liquid Sound heißt das Konzept, dass sie dort anbieten. Auf dem Boden eines „Schwimmbeckens“ ist eine Unter-Wasser-Musikanlage installiert. Das Becken wird dann mit einer fast badewannenwarmen, hoch konzentrierten Sole gefüllt, sodass die Flüssigkeit einen trägt, ohne, dass man irgendetwas dafür tun muss. Man legt sich einfach hin und schwebt sofort im Wasser. Wenn man dann den Kopf nach hinten legt, sodass die Ohren auch unter Wasser sind, kann man die Musik hören. Ich bin sehr empfindlich und hasse es eigentlich, die Ohren unter Wasser zu haben. Die Gehörgänge kann man aber, wenn man mag, mit Ohrstöpseln schützen. Den Hörgenuss unter Wasser trübt das nicht, denn das Hören funktioniert dort anders als an der Luft – nicht das Trommelfell, sondern sämtliche Knochen, die wir haben, nehmen den Schall auf und transportieren ihn zum Gehör. Wasser überträgt die Schallwellen außerdem etwa fünf mal schneller als Luft. Daraus ergibt sich, dass unser Hirn die Richtung, aus der die Klänge kommen, nicht mehr differenzieren kann. So entsteht das Gefühl, der Klang sei einfach überall. Das ganze wird dann noch von Lichtinstallationen unterstützt.

Bevor wir in die Klänge von Händel, Bach, Schubert und dann auch noch in Wahlgesänge eintauchten, wurde uns all das vom „Kulturdirektor „ der Therme erläutert. Wir erfuhren, dass schlafen bei diesem Konzert durchaus erlaubt ist und dass wir vor eventuellen zufälligen Berührungen anderer Konzertbesucher nicht erschrecken sollten. Und es funktionierte wunderbar. Ich war danach voll von Eindrücken und die Musik klang noch ewig in mir nach. 

Für mich selbst habe ich im Laufe des Wochenendes dann trotzdem festgestellt, dass Klassik nicht wirklich die Musik ist, die mir die größte innere Entspannung verschafft, außerhalb der Veranstaltung spielen sie ganz unterschiedliche Stücke und was die entspannenden inneren Bilder betrifft, hat mich da einiges tiefer berührt, als die oben erwähnten großen Meister.     
 Ich kann das Erlebnis „Liquid Sound“ insgesamt aber wirklich nur jedem wärmstens empfehlen! Die Kombination jener Leichtigkeit im Wasser, die ich vor allem vom Schwimmen im mehr her kenne, und der Wirkung von Musik ist einfach etwas Besonderes. Ein sehr ganzheitliches Sinneserlebnis, von dem ich wirklich begeistert bin! Wer die Möglichkeit hat, ein Bad zu besuchen, das dies anbietet, sollte sich das auf gar keinen Fall entgehen lassen! Für mich ist es eine der wunderbarsten Arten, nichts zu tun zu haben, als nichts zu tun! 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen